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Tales of Transformation – kuratiert von Linda Peitz

In einer Welt, die vom Klimawandel und dem Verlust von Ressourcen geprägt ist, machen Künstler*innen diese tiefgreifenden Veränderungen und den menschlichen Beitrag dazu auf einer ästhetischen Ebene spürbar. Ihre Werke sind nicht nur Reflexionen, sondern dynamische Geschichten, die sich mit jeder Betrachtung entfalten und uns einladen, Hoffnung, Verlust und die Suche nach neuen Wegen anders zu erfahren.

Schon immer haben sich Künstler*innen von der Umwelt, ihrer Schönheit, Brutalität und Mystik inspirieren lassen. Sie nutzen Elemente der Natur nicht nur als Ressource, sondern verstehen sie als lebendige Sphäre, die sich durch unser Handeln verändert. Heute geht es nicht nur um die Nutzung, sondern um die Verantwortung, unsere Umwelt zu schützen, mit ihr verantwortungsvoll zu interagieren und Transformationsprozesse in Richtung klimaneutrale Gesellschaft anzugehen. Unsere Beziehung zur Umwelt wandelt sich unaufhaltsam, aber es geht auch um nachhaltige Transformation auf zwischenmenschlicher Ebene – diese Veränderungen machen die ausgewählten künstlerischen Positionen mit ihren kraftvollen Stimmen spürbar – sie helfen uns, Perspektivwechsel zu vollziehen und die Welt anders wahrzunehmen.

Agnes Denes: Isometric Systems in Isotropic Space – Map Projections: The Hot Dog, 1976
Four-colour lithograph on Rives BFK paper, 75,5 x 104,1 cm

Agnes Denes: Isometric Systems in Isotropic Space – Map Projections: The Hot Dog, 1976
Four-colour lithograph on Rives BFK paper, 75,5 x 104,1 cm, ACB Gallery.

Agnes Denes (*1931 in Ungarn) gilt als Pionierin einer konzeptuellen Kunst, die sich wissenschaftlicher Methoden bedient und sich auf philosophische Weise mit ökologischen Fragen befasst. Für ihr wohl bekanntestes Projekt „Wheatfield“ ließ die Künstlerin 1982 mitten in New York auf einer 8000 Quadratmeter großen Fläche ein Weizenfeld wachsen, um auf die paradoxen Auswirkungen der Globalisierung hinzuweisen.

Antti Laitinen, Broken Landscape (Lafite), 2022, pigment print, 130 x 184 cm, Galerie Anhava.

Orte und Materialien der Natur, insbesondere der finnischen, sind Ausgangspunkt der Werke von Antti Laitinen (*1975 in Finnland). Auf humorvolle Weise kommentiert er die menschliche Obsession der Naturbeherrschung und stellt gleichzeitig Fragen zur eigenen Identität – indem er sich selbst in der Landschaft verankert, dort in penibler Handarbeit Werke schafft, die am Ende zwar dokumentiert werden, aber letztendlich wieder der Natur zum Opfer fallen.

Iulian Bisericaru, Pink Shadow, 100 x153 cm, Oil on canvas, 2014, Anca Poterasu Gallery.

Ironisch und zugleich spielerisch laden auch die Malereien des Künstlers Iulian Bisericaru (*1987 in Rumänien) den Betrachter dazu ein, Stellung zu Umweltfragen zu beziehen – sei es durch die Darstellung der Überreste der Industriegesellschaft oder durch die Auseinandersetzung mit dem kontroversen Thema Stadtplanung und Ressourcenausbeutung.

Alexandra Tetter: Nachtigall, 2025, Jacky Strenz⁠. Photo: Wolfgang Günzel.

Mittels sanfter Spiritualität setzt sich Alexandra Tretter (*1988 in Deutschland) in ihren Bildern mit den eigenen Lebenszusammenhängen als Künstlerin, Frau und Mutter auseinander und rückt dabei auch Naturphänomene wie Pflanzenheilkunde in den Fokus. Ihre symbolträchtigen Kompositionen erforschen in einem Spiel aus Farben und Formen die ständigen Veränderungen und Grenzverschiebungen von Körper, Geist und unserer Umgebung.

Lydia Blakeley: Prosperous, 2024, oil on line, 180x140cm, Tube Gallery. Photo: Damian Griffiths.

Für Lydia Blakeley (*1980 in England) liegt in unserer technologisch geprägten Kultur das Potenzial für konstruierte Fiktionen. Getrieben von einer Welle der Unsicherheit während des Lockdowns und der Isolation betrachtete sie Landschaften und Räume durch Kameras und Bildschirme. Es entstanden malerische und installative Werke, die spekulative Realitäten und konstruierte Umgebungen in Zeiten globaler Konflikte und Krisen weltweit untersuchen.

Nora Lube, What if i promise to keep it quiet, 2024 Autogurte, Angelschnur, Gerüststange, 800 x 250 cm, Nina Mielcarczyk.

Nora Lubes (*1989, Deutschland) Werke erzählen vom kapitalistischen Zerstörungsnarrativ, der Auflösung der Grenze zwischen Mensch und Natur, und ihrer eigenen Lebensgeschichte – in einer Vermischung von historischen Spuren, sprachlichen Überresten, vermeintlichen Erinnerungen und Überbleibseln aus wirtschaftlichen und natürlichen Landschaften schafft sie Werke, deren Bedeutung immer auch von den Betrachter*innen abhängt.

Witalij Frese, Ich höre, 2023, glasierte Keramik, Ton, Garn, Metallring auf Leinwand, gerahmt, ca 32 x 42 cm, Heldenreizer Contemporary.

Auf sehr intime Weise setzt sich Witalij Frese (*1992 in Russland) in seinen Werken mit dem Thema der Transformation auseinander. Dabei stehen Fragen der eigenen Körperlichkeit und Körperwahrnehmung im Zentrum. In ihrer Fragilität versinnbildlichen seine Keramiken den menschlichen Körper als organische Hülle, die in Zeiten gesellschaftlicher Herausforderungen nach Erfüllung mit Sinn strebt.

Vom Konzept bis zur vollendeten Form ergründen Künstler*innen die vielen Schichten und Ebenen des Wandels. Sie experimentieren mit Materialien, die sich transformieren oder erzählen Geschichten, die uns einladen, unsere Wahrnehmung zu überprüfen. In der Begegnung von Stoff und Idee entstehen Kunstwerke, die uns innehalten lassen – sie sprechen dabei von einer Zukunft, die wir noch nicht kennen, und fordern uns auf neue, nachhaltigere Pfade zu begehen.

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